Die Kaisersteuerperikope ist einer der am meisten untersuchten Texte aus der neutestamentlichen synoptischen Tradition. Die Fangfrage der Pharisaer mit den Herodianern an Jesus sowie die apophthegma-artige Antwort des Mannes aus Galilaa haben in der christlichen Auslegungsgeschichte grosse Aufmerksamkeit erfahren. Neben jenen ExegetInnen, die die Reaktion Jesu als aufkundigende Relativierung der sich selbst vergoetternden roemischen Kaiser verstehen, gibt es andere, die darin mehr eine Anerkennung des politisch-staatlichen Systems mit seinem gesamten Betriebsapparat lesen. Was man heute noch uber die sozialgeschichtliche Situation dieses (Schul-)Gesprachs weiss, wie die Reaktion Jesu auf die Frage nach der kaiserlichen Steuer sowie deren Rezeption und Deutungen besser interpretiert werden koennen, behandelt diese Arbeit. Jesus, der von seinen Kontrahenten als politischer Rebell angeklagt, verurteilt und hingerichtet wurde, propagierte eine Lehre, die auf die westlichen modernen Demokratien und die Grundideen der universalen Menschenrechtsvorstellungen einen bleibenden Einfluss ubte. Die Beschaftigung mit zentralen Worten aus der Jesustradition - vor allem mit deren Stellungnahme in Fragen nach dem richtigen Umgang mit Gott, Geld und Herrschaft - ist daher gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der eigenen Ideengeschichte unserer stark christlich gepragten Gesellschaften.